in der HandballAG ihrer Schule haben sich unsere Eltern, die beide ganz normale Berufe haben, damals kennengelernt. Sie machen bis heute Sport, und auch meine zwei Schwes tern und mich wollten sie sportlich erziehen. Deshalb haben sie gesagt: Zweimal die Woche wird irgend ein Sport gemacht. Ihr dürft ihn euch aussuchen und auf welchem Niveau ihr ihn be treiben wollt. Irgendwann haben wir alle drei Modernen Fünfkampf gemacht. Dass wir dann so verrückt geworden sind, sei von allein passiert, sagen unsere Eltern. Meine große Schwester Lena hat 2008 die olympische Goldmedaille im Fünfkampf ge wonnen. Meine Zwillings schwester Rabea und ich laufen heute Langstrecken als Leistungssport lerinnen. runner‘s hiGh in Der schule Bei einer SchulmarathonStaffel haben mich die Zuschauer mal stark angefeuert, das hat mich sehr motiviert. Nach drei der zehn Kilometer dachte ich erst, oh Gott, das Tempo halte ich nie so lange durch. Irgend wann wurde es ganz leicht. Von der Staffelübergabe ging es noch zu einer Bahnstation, um wieder zurück zum Ausgangs punkt zu fahren. Ich bin einfach weitergelaufen, weil ich es so cool fand. Im Leistungssport muss man schon ein bisschen verrückt sein, aber medi zinisch ist mein Laufen keine Sucht. Ich bin inzwi schen approbierte Ärztin. Wir kommen vom Rhein, aber nur hier in Berlin ließ sich der Moderne Fünfkampf auf LeistungssportNiveau mit unserem Studium verbinden. Inzwischen haben wir Berlin lieben gelernt. Das BerlinMarathonWochenende zum Beispiel ist so, dass man entweder mitmacht, an feuert oder verreist. Diese Stimmung in der Stadt, das Miteinander, wie Menschen ins Gespräch kommen, weil sie in der Bahn sitzen und alle eine Startnummer tragen – ein riesiges Event. ziele setzen motiviert Menschen brauchen Ziele, auch ich. Das habe ich in der Pandemie so richtig gemerkt. Ich dachte, ich würde Tempoläufe auch so machen, ohne Wettkampf. Aber dann fiel es mir echt schwer, eine Motivation zu finden. Im Moment bereite ich mich auf die Olympischen Spiele 2024 vor. Da verpasse ich eine Trainingseinheit nur, wenn es draußen glatt ist oder ich eine Entzündung habe. Auch wenn ich zwei Trainingseinheiten am Tag habe, es regnet und ich nass werde – ich weiß ja, wofür ich es mache. Selbst wenn es Überwindung gekostet hat: Meistens fühle ich mich danach besser. Klar habe auch ich Tage, an denen es nicht so läuft. Im Training gucke ich dann einfach nicht auf die Uhr und denke mir, wenn mein Körper heute 20 Se kunden mehr für einen Kilometer braucht, dann soll das so sein. Im Wettkampf wird es hart, aber ich weiß auch: Das Ergebnis kann trotzdem gut werden. Das motiviert dann wieder. Mein MarathonTempo ist schon nach dem ersten Kilometer anstrengend. Meine Zwillings schwester Rabea ist Psychologin. Sie sagt, es ist sehr hilfreich, sich die Strecke aufzuteilen: von Verpflegungspunkt zu Verpflegungspunkt, in Ab schnitte von je fünf Kilometern. Und auf einmal scheint es machbar, das hohe Tempo durch zuhalten. Dann über die MarathonZiellinie zu laufen – ein unbeschreibliches Gefühl! Vielleicht ist das eine Parallele zur Altersvorsorge. Das Ziel, im Alter eine private Zusatzrente neben der gesetzlichen zu haben, die einen guten Lebens standard ermöglicht, erscheint erst mal uner reichbar. Konsumverzicht und Anstrengung sind ähnlich beliebt. Das lässt sich aber genauso in kleine Blöcke aufteilen. Wer jung mit einer kleinen SparRate einsteigt, dranbleibt und die Beiträge mit dem Einkommen steigert, erreicht das Ziel. Der lebens-lauf Ich weiß auch nicht, warum Laufveranstaltungen so viel Zulauf bekommen haben in den vergan genen Jahren und Jahrzehnten. Vielleicht haben die Menschen heute ein anderes Gesundheits bewusstsein. Laufen ist für jeden: Schuhe an und los! Viele haben überwiegend sitzende Tätigkeiten. Sport ist einfach ein guter Ausgleich. Ausdauer sport ist eine gute Wahl für alle, die Sport machen wollen, weil es gesund ist. Es gibt da weniger Ver letzungen. Wer sich zu einem der vielen Straßen läufe anmeldet, motiviert sich dazu, das Sofa zu verlassen. Es gibt dann einen Termin und es wird trainiert, sonst wird es peinlich vor den Kollegen. Wem solche Läufe Spaß machen, der sollte aller dings einen medizinischen Checkup machen, gerade wenn das Alter die 35 überschritten hat. Nach den kommenden Olympischen Spielen schaue ich mal, wie lange mein Körper den Leis tungssport noch mitmacht. Es ist gut, dass ich diese duale Karriere betrieben habe, Medizin und Sport. Meine Doktorarbeit ist fertig, ich muss sie nur noch verteidigen. Meine große Schwester hat 2017 mit dem Leistungssport aufgehört. Dieses Jahr ist sie den Berliner Halbmarathon mitgelau fen. Ich weiß, dass auch ich immer sportlich aktiv sein werde. Ich tue meinem Körper etwas Gutes. Ich bekomme damit Glückshormone, ganz ohne irgendwelche Rauschmittel. Geschäftsbericht 2022 19